KI ist nicht intelligent – und der Mensch erst recht nicht
„Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit; aber beim Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
– Albert Einstein
Vorgeblich intelligent – eine Spekulation
Künstliche Intelligenz (KI) wird in gesellschaftlichen Diskursen als möglicherweise existenzielle Gefahr beschrieben. Die eigentliche Frage aber lautet: Ist der Mensch selbst intelligent genug, um Intelligenz überhaupt zu erkennen, geschweige denn zu definieren oder zu erzeugen?
Intelligenz wird meist als die Fähigkeit zur Problemlösung, zur Anpassung an neue Situationen und zum Lernen aus Erfahrungen beschrieben (vgl. Legg & Hutter, 2007). Doch wie intelligent ist eine Spezies, die – historisch dokumentiert – ihre Probleme immer wieder durch Gewalt, Ausbeutung und kurzsichtige Systemlogiken „löst“?
Planetar im Intelligenztest durchfallen
Eine planetare Kultur, die ihren eigenen Lebensraum zerstört, kann kaum als intelligent gelten. Der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) berichtet, dass eine Million Arten vom Aussterben bedroht sind (IPBES 2019).
Der Mensch vernichtet Böden (FAO 2020), verschmutzt Luft und Wasser, führt Kriege um lokal begrenzte Rohstoffe, die im kosmischen Kontext (z. B. Asteroidenbergbau) in unfassbarer Überfülle existieren.
Die Unfähigkeit, aus eigenen Fehlern kollektiv und nachhaltig zu lernen, spricht eher für eine evolutionsbedingte Kurzsichtigkeit denn für reflektierte Intelligenz. Eine freundliche Ausdrucksweise dafür, daß wir Menschen nicht alle Latten am Zaun haben.
KI als Spiegel des Menschlichen – nicht als autonome Gefahr
KI-Systeme reproduzieren nicht nur Datenmuster, sondern auch kulturelle Verzerrungen, Machtstrukturen und ethische Ambivalenzen. Wie der Technikphilosoph Luciano Floridi betont, ist KI keine externe Entität, sondern eine Spiegelung menschlicher Intentionalität (Floridi 2014).
Die Angst vor „der KI“ ist daher keine technologische, sondern eine anthropologische Projektion. Sie erlaubt es, das eigentliche Problem – das menschliche Verhalten – auszublenden.
Der Mensch als Risiko für sich selbst
Es war stets der Mensch, der Technologien als Waffe einsetzte: Feuer, Sprengstoff, Kernspaltung, Biotechnologie. KI reiht sich ein in diese Liste. Die Frage ist nicht, ob KI eine Gefahr darstellt, sondern wer sie dazu macht.
Noam Chomsky formulierte es treffend: „Technology is neutral. It can be used for good or evil. The responsibility lies with those who wield it.“
Ein System, das Menschen kategorisiert, überwacht oder ausbeutet, wurde von Menschen dazu geschaffen. Auch eine sogenannte „Superintelligenz“ würde auf Basis menschlicher Logiken und Datensätze trainiert. Ihre „Gefahr“ ist damit nichts anderes als die Skalierung menschlicher Dissonanz.
Intelligenz als evolutionärer Irrtum
Wenn Intelligenz in ihrer technischen Umsetzung (z. B. als Optimierungskompetenz) zur Selbstzerstörung führt, stellt sich die Frage, ob sie im biologischen Sinne überhaupt adaptiv ist. Yuval Noah Harari verweist auf die kognitive Revolution als „Fluch und Segen“: Der Homo sapiens konnte kooperieren, aber auch manipulieren, zerstören und ausbeuten (Harari, 2015).
Vielleicht ist das, was wir als Intelligenz bezeichnen, lediglich ein missverstandener Teil unserer Neurobiologie – ein Artefakt, das Empathie und Selbstreflexion nur allzu bedingt einschließt.
Oder, mit Hannah Arendt gesprochen: „Das Denken selbst ist nicht identisch mit dem Wissen, sondern mit der Fähigkeit, das Wissen zu hinterfragen.“ (Arendt, „Vita activa“)
KI-Gefahr ist eine semantische Ablenkung
Die realen Risiken sogenannter KI-Systeme liegen nicht in den Algorithmen, sondern in der Übertragung menschlicher Fehler auf maschinelle Systeme. Wir projizieren unsere Destruktivität, unsere Gier, unsere Ignoranz in Maschinen und behaupten dann, sie seien „gefährlich“.
Der Mensch ist nicht Opfer der KI. Er ist ihr Urheber. Und damit auch ihr Risiko.
Wenn wir eine wirklich „intelligente“ Zukunft wollen, brauchen wir keine Superintelligenz – sondern eine neue Definition von Intelligenz: empathisch, selbstkritisch, planetar.
“KI ist nicht intelligent – und der Mensch erst recht nicht” – Vers. 1.1 Juni ‘25